Fachbereich: Skelett Merkmale im Kindergarten / in der Vorschule

Bei einigen Kindern mit DS 22q11 zeigen sich Veränderungen des Skeletts. Hierbei kommen vor allem kleinere Veränderungen an Händen und Füßen vor. Bei niedriger Muskelspannung (Muskelhypotonie) kann eine Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose) auch noch später auftreten, bei der eine frühzeitige Behandlung wichtig ist. Es wird empfohlen, bei Betroffenen über 5 Jahren eine Funktionsaufnahme der Halswirbelsäule zu machen, um Instabilitäten in diesem Bereich auszuschließen. Die Ursache der beim DS22q11 auftretenden Beinschmerzen (die insbesondere Nachts auftreten) ist nicht abschließend geklärt. Gute Erfahrungen konnten jedoch mit auf die Füße angepassten Einlagen und Physiotherapie gemacht werden.

Hypotonie

Die meisten 22q11-Kinder weisen eine allgemeine Schwäche (Hypotonie) der Muskulatur auf. Dies bedeutet nicht, dass eine Muskelerkrankung vorliegt, sondern dass die Muskelspannung vermindert ist. Die motorische Entwicklung, d.h. das Alter, in dem das Kind frei sitzen oder laufen kann, ist deshalb oft etwas verzögert. Auch eine offene Mundhaltung kann daraus resultieren. Dies kann allerdings auch bei einer Behinderung der Nasenatmung der Fall sein. Bei manchen Kindern findet sich eine Gleichgewichtsstörung, die beispielsweise das Erlernen von Fahrradfahren zusätzlich erschweren kann.

Skoliose

Fehlbildungen im Bereich der Wirbelsäule sind häufig. Auf Röntgenaufnahmen des Brustkorbs konnten in einer Studie Veränderungen des Brustkorbs und der Brustwirbelsäule in einer Häufigkeit von 30 % festgestellt werden. Neben Veränderungen mit geringerer Bedeutung, wie überzählige Rippen oder Schmetterlingswirbel, wurden jedoch auch Halbwirbelfehlbildungen beobachtet, die in der Regel zu einer fortschreitenden Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung) führen. Im Rahmen einer Querschnittsuntersuchung entwickelten 10 von 60 Patienten im Jugendalter eine Kyphoskoliose (Buckelbildung bei gleichzeitiger seitlicher Verkrümmung der Wirbelsäule). Die exakte Häufigkeit von Skoliosen unterschiedlicher Ursache ist nicht bekannt, derzeit kann man von einer Erkrankungshäufigkeit von 20–30 % ausgehen.

Halswirbelsäule und Rückenmark

Im Bereich der  Halswirbelsäule und des Hinterhaupts-Halswirbelsäulen-Übergang werden bei 2q11.2 DS Patienten übermäßig häufig gefunden. Dabei können wohl vor allem eine Platybasie (Einstülpung des Bodens der hinteren Schädelgrube) oder eine Formveränderung des Atlas (des obersten Halswirbels) oder ein offener hinteren Atlasbogen sowie eine Rückwärtsverschiebung des Atlas. Diese Fehlbildungen rufen nicht immer Symptome/Beschwerden hervor.

Auffälligkeiten des zweiten Halswirbelkörpers (Axis) als Formveränderung oder eine Biegung der hinteren Bogenstrukturen wurden ebenfalls häufig erkannt.

Fehlentwicklungen innerhalb des Rückenmarks, wie eine Syringomyelie (Höhlenbildung innerhalb des Rückenmarks) oder ein Tethered Cord (tiefstehendes, verklebtes unteres Ende des Rückenmarks mit dadurch verursachten Bewegungs- und Empfindungsstörungen der Beine, der Harnblase und des Enddarms), sind beim Deletionssyndrom 22q11 ebenfalls überzufällig häufig zu beobachten.

Wachstum

Das Wachstumshormon, welches vor allem in der Nacht gebildet wird, hat eine aufbauende Wirkung auf das Skelett, die Muskulatur und die Leber. Wenn die individuelle Wachstumskurve einen Knick bekommt oder nicht gleichmäßig verläuft, sollte ein Mangel an Wachstumshormon ausgeschlossen werden. Eine frühe Behandlung bewirkt ein besonders gutes Aufholen der Körpergrößenentwicklung. Da der Wachstumshormonspiegel im Blut im Verlauf des Tages schwankt und nur mit einer Spezialmessung erfasst werden kann, sollte bei Verdacht eines Mangels immer ein Endokrinologe (Hormonspezialisten) aufgesucht werden. Häufig handelt es sich bei 22q11-Betroffenen jedoch um eine so genannte konstitutionelle Wachstumsverzögerung, bei der   das Wachstum im Verlauf der Pubertät meist nachgeholt wird. 

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